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Treu und Redlichkeit

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Sanitsuda Ekachai von der Bangkok Post überzeugt immer wieder mit ihren hervorragenden Arbeiten. Möglicherweise schwebt sie in Lebensgefahr, wie manche Journalisten von Matichon, welche in der Vergangenheit fast regelmässig gewaltsam aus der Schreiberzunft gerissen wurden. Meine Auszüge aus ihrem Bericht der Bangkok Post vom 19. August sind äusserst zurückhaltend und vorsichtig formuliert.

Beamte der Dienststelle Sakhon Nakhon bereiteten ihren Vorgesetzten Ärger mit einem Artikel auf Facebook. Als neue Polizisten beschwerten sie sich, sie würden wie Dreck behandelt, während in den oberen Rängen mit Untergrundgeschäften Geld gescheffelt würde.

Die Polizisten schrieben:
Die Hälfte der kargen Entlöhnung müssen in Dienst-Fahrzeuge, Treibstoff, Uniformen, Computer, Drucker, Papier, Tinte, ihre Bewaffnung und sogar in das Mobiliar investiert werden!
Der Rest reiche kaum für ihre Familien, für Miete, Schulgelder, Elektrizität, Wasser, Kleider und Lebensmittel. Sie seien gezwungen, Geld zu leihen und gerieten in Schulden!
(1)

Was ist mit den Phuyai, den reich dekorierten Vorgesetzten? Haben sie Schulden? Nein, die sind reich. Wieso? Ende des Monats beziehen die Herren Einnahmen aus Spielhöllen, illegalen Casinos und Bordellen, von Drogenhändlern und so weiter.
Wir fordern die Antikorruptions-Behörden auf, zu ermitteln. Wir verlangen Gerechtigkeit.

Die Militärregierung verbot Staatsangestellten die Datenverarbeitungssysteme für Filme, Spiele und Facebook-Konten zu verwenden. Davon wussten die neu angestellten Polizisten offenbar nichts. Die armen Kerle fanden nicht einmal Zeit, die neuesten Dienstvorschriften zu studieren, bevor sie sich selbst ins Wespennest setzten.
In einer für hinterindische Verhältnisse unglaublich schnellen Reaktion wurden die verleumderischen Bits und Bytes der Dummköpfe in das Nibbana des Internets befördert.

Wie wenig Freude und gesegnetes Karma für bedauernswerte Polizisten und ihre Familien abfallen, erlebten wir kürzlich. Vor dem kleinen Haus des Beamten in der Nachbarschaft stehen ein weisser und ein schwarzer Hyundai City. Mopeds gibt es ebenfalls.
Eines frühen Morgens besuchte die Gattin des Offiziers Dick im Schönheitssalon.
Sie gestand, dass sie den Wagen von Dicks Tochter beschädigt hatte. Am koreanischen Chevrolet entstand nur ein leichter Lackschaden, während ihr Fahrzeug auf der ganzen Länge mit deutlichen Kratzern und Dellen verziert war. Wenn sie mich als Elektroniker und Fachmann nach den Ursachen der Dellen befragen, antworte ich:
„Die Dellen wurden eindeutig durch Mikrowellen eines Smartphones in der Nähe des Lenkrades verursacht!“

Das durch buddhistische Ethik – nicht stehlen, lügen, betrügen, morden – sowie strenge Lan Na Dorf-Logik begründete Anliegen der Frau war:
„Haben sie eine Versicherung? Ich habe keine. Wenn sie den Schaden melden und angeben sie wären gefahren, wird ihre Versicherung die Reparatur meines Wagens bezahlen.“

(Lied) https://www.youtube.com/watch?v=hPzfRuZlvvs
(1) http://hinterindien.com/2015/08/09/schulden/
http://www.bangkokpost.com/opinion/opinion/661128/minnows-cop-it-hard-as-big-fish-prosper

Üb immer Treu und Redlichkeit
Ludwig Christoph Heinrich Hölty (1775)
Wolfgang Amadeus Mozart (1791)

Üb immer Treu und Redlichkeit
bis an dein kühles Grab,
und weiche keinen Finger breit
von Gottes Wegen ab.

Dann wirst du, wie auf grünen Au’n,
durchs Pilgerleben gehn;
dann kannst du, sonder Furcht und Graun,
dem Tod ins Auge sehn.

Dann wird die Sichel und der Pflug
in deiner Hand so leicht;
dann singest du beim Wasserkrug,
als wär dir Wein gereicht.

Dem Bösewicht wird alles schwer,
er tue was er tu;
der Teufel treibt ihn hin und her
und läßt ihm keine Ruh.

Der schöne Frühling lacht ihm nicht,
ihm lacht kein Ährenfeld;
er ist auf Lug und Trug erpicht
und wünscht sich nichts als Geld.

Der Wind im Hain, das Laub im Baum
saust ihm Entsetzen zu;
er findet nach des Lebens Traum
im Grabe keine Ruh.

Dann muß er in der Geisterstund
aus seinem Grabe gehn
und oft, als schwarzer Kettenhund,
vor seiner Haustür stehn.

Die Spinnerinnen die, das Rad
im Arm, nach Hause gehn,
erzittern wie ein Espenblatt,
wenn sie ihn liegen sehn.

Und jede Spinnestube spricht
von diesem Abenteuer
und wünscht den toten Bösewicht
ins tiefste Höllenfeuer.

Der alte Kunz war bis ans Grab
ein rechter Höllenbrand:
Er pflügte seinen Nachbar ab
und stahl ihm vieles Land.

Nun pflügt er als ein Feuermann
auf seines Nachbars Flur
und mißt das Feld hinab hinan
mit einer glühnden Schnur.

Er brennet, wie ein Schober Stroh,
dem glühnden Pfluge nach
und pflügt und brennet lichterloh
bis an den hellen Tag.

Der Amtmann, der die Bauern schund,
in Wein und Wollust floß,
trabt nachts, mit seinem Hühnerhund
im Wald auf glühndem Roß.

Oft geht er auch am Knotenstock
als rauher Brummbär um
und meckert oft als Ziegenbock
im ganzen Dorf herum.

Der Pfarrer, der aufs Tanzen schalt
und Filz und Wuchrer war,
steht nachts als schwarze Spuckgestalt
um zwölf Uhr am Altar.

Paukt dann mit dumpfigem Geschrei
die Kanzel, daß es gellt,
und zählet in der Sakristei
sein Beicht- und Opfergeld.

Der Junker, der bei Spiel und Ball
der Witwen Habe fraß
kutschiert, umbraust von Seufzerhall
zum Fest des Satanas.

Im blauen Schwefelflammenrock
fährt er zur Burg hinauf.
Ein Teufel auf dem Kutschenbock,
zwei Teufel hinten auf.

Sohn, übe Treu und Redlichkeit
bis an dein kühles Grab,
und weiche keinen Finger breit
von Gottes Wegen ab!

Dann suchen Enkel deine Gruft
und weinen Tränen drauf;
und Sommerblumen, voll von Duft
blühn aus den Tränen auf.


Einsortiert unter:Buddhismus, Politik, Religion Tagged: Bangkok, Karma, Lan Na, Mozart, Nakhon Sakhon, Polizei, Smartphone

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